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Hoppla, plötzlich Führungskraft?

  • 21. Jan. 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. März 2023

Die erste Führungsposition zu übernehmen kann ganz schön Angst machen. Ganz neue Herausforderungen und Erwartungen vom eigenen Team, den Vorgesetzten oder Kunden an die eigene Person stehen im Fokus.

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Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass die Position, auf die ich mich damals beworben hatte, die Führung eines Teams vorsah. Die Erwartungen im Job-Interview verblassten schnell, da von Führungsverantwortung keine Rede mehr war. Dennoch interessiert trat ich die Stelle wenig Zeit später an. Am ersten Tag wurde mir plötzlich mein neues Team vorgestellt, das ich leiten durfte. Hoppla, plötzlich doch Führungskraft? Challenge accepted!


Wenn du eine Führungskraft wirst, übernimmst du eine neue Rolle mit neuen Verantwortlichkeiten. Als Führungskraft bist du für die Leistung deiner Mitarbeiter verantwortlich und musst lernen, Zeit zu delegieren, zu priorisieren und zu verwalten. Außerdem musst du lernen, mit schwierigen Mitarbeitern umzugehen und in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren.


Neben der Bewältigung der täglichen Aufgaben am Arbeitsplatz müssen Führungskräfte auch strategisch denken können. Du musst in der Lage sein, für die Zukunft zu planen und darüber nachzudenken, wie du dem Team helfen kannst, seine Ziele zu erreichen. Führungskräfte müssen außerdem in der Lage sein, sowohl mündlich als auch schriftlich gut zu kommunizieren. Du musst in der Lage sein, klare Anweisungen und Bewertungen zu geben, und du musst auch in der Lage sein, Ideen und Probleme deiner Mitarbeitenden zu erkennen und zu berücksichtigen.


Daher möchte ich in diesem Blog einen Blick auf die Anforderungen an Führungskräfte / an dich werfen und praktische Tipps geben, wie du damit umgehen kannst:

Schauen wir uns zunächst die Anforderungen an:

Führungskompetenz

Eine kompetente Führungskraft findet die Menschen, die sich für die Ziele des Unternehmens interessieren – im besten Fall sogar begeistern – und hilft ihnen anschließend dabei, diese Ziele zu erreichen. Grundsätzlich lässt sich Führungskompetenz als eine Art „Geisteshaltung“ beschreiben, die unter anderem Folgendes umfasst:

  • Die Fähigkeit, Menschen zu führen (auch: indirekte Führung durch das Führen von Führungskräften)

  • Erkennen von Mitarbeiterfähigkeiten und Fördern von MitarbeiterInnen

  • Konsequentes Handeln

  • Fördern einer gesunden Fehlerkultur

  • Aufbau und Fördern einer Vertrauenskultur

  • Kenntnis über psychologische Phänomene, die MitarbeiterInnen und Führungskräfte (unbewusst) beeinflussen


Methodenkompetenz

Die Methodenkompetenz ist für eine Führungskraft notwendig, da sie den „Werkzeugkasten“ darstellt, der für eine erfolgreiche Erfüllung der Führungsaufgabe notwendig ist. Sie umfasst dabei generell wichtige Methoden, ist allerdings auch stark von Position, Hierarchie, Situation des Unternehmens, MitarbeiterInnen, etc. abhängig. Als (anpassbare) Ausgangsbasis können folgende Kompetenzen zum Bereich der Methoden gezählt werden:

  • Organisation (u.a. von Aufgaben, Arbeitsbereichen, Zusammenarbeit)

  • Selbstorganisation (u.a. Zeitmanagement, Setzen von Prioritäten, Umgang mit Stress)

  • Delegieren

  • Change Management / Umsetzung von Veränderungen

  • Festlegen und Verfolgen von Zielen

  • Erkennen und Lösen von Problemen

  • Projektsteuerung

  • Risikomanagement

  • Coachingmethoden (für den Bereich der coachenden Führung)

  • fachspezifische Kenntnisse (um zu verstehen, welche Herausforderungen die MitarbeiterInnen haben)


Soziale Kompetenz

Eine Führungskraft ohne soziale Kompetenz ist quasi wie ein Auto ohne Reifen – es fehlt das letzte „Puzzleteil“, um erfolgreich durchstarten zu können. Die sozialen Kompetenzen sind vor allem für den richtigen Umgang mit den Mitarbeitenden, Vorgesetzten, Geschäftspartner- und KundInnen entscheidend und umfassen unter anderem Folgendes:

  • Empathie

  • Verständnis für Mensch und Motivation

  • Konfliktmanagement

  • Fähigkeit, Feedback und Kritik zu äußern sowie anzunehmen

  • Teambuilding und Teamentwicklung

  • aktives Zuhören

  • Einfühlungsvermögen

  • Kompromiss- und Kooperationsfähigkeit

  • Verständnis für Ängste und Sorgen von Menschen

  • Überzeugungsfähigkeit und Beeinflussungsmethoden

  • Einnehmen einer Meta-Ebene, um nicht nur den eigenen Standpunkt zu sehen


Selbstkompetenz

Als Führungskraft ist man niemals „fertig“ mit der eigenen Weiterentwicklung. Sowohl die Situationen innerhalb und außerhalb des Unternehmens verändern sich, als auch wir selbst.


Eine Führungskraft muss kontinuierlich an sich selbst arbeiten, um auch langfristig noch erfolgreich führen zu können. Dazu ist die Fähigkeit, sich mit den eigenen Stärken und Schwächen, Motivation und Interessen, aber auch Abneigungen und Sorgen, auseinanderzusetzen eine Eigenschaft, die hervorragende Führungskräfte auszeichnet.

  • Selbstkritik

  • Selbstreflektion

  • Bereitschaft zur Veränderung (d.h. sich selbst zu verändern)

  • Erkenntnis eigener Grenzen

  • Umgang mit eigenen Fehlern

  • Umgang mit widersprüchlichen Informationen

  • Offenheit

  • Transparenz

  • Resilienz

  • Durchhaltewillen

  • Optimismus

  • Realismus

  • Belastbarkeit

  • Frustrationstoleranz

  • Fähigkeit, anderen zu vertrauen


Strategische Kompetenz

Der langfristige Erfolg jeglichen Unternehmens (oder Institution, Verein, Verband, Partei, Gruppierung, …) steht und fällt damit, eine Strategie zu entwickeln und diese Strategien in Handlungen umzuwandeln. Führungskräfte müssen strategische Kompetenz besitzen und kontinuierlich weiterentwickeln. Vor allem, da Strategien von 1980, 2010 und 2020 jeweils ganz andere Voraussetzungen haben und es andere Möglichkeiten gibt, die Strategien umzusetzen!

Die erforderliche strategische Kompetenz einer Führungskraft geht weiter über das reine Definieren einer Strategie hinaus:

  • Weitsicht

  • Langfristige Ziele setzen und daraus mittel- und kurzfristige Ziele ableiten

  • Ergebnisorientierung

  • Treffen harter Entscheidungen und konsequentes Umsetzen

  • Entwicklung von Strategien

  • Entscheidungsfähigkeit unter Druck

  • Strategisches (mitunter auch politisches) Handeln

  • Abstimmung mit anderen Personen

  • Umgang mit Widerstand und Rückschlägen

  • Aktives Einholen gegenteiliger Meinungen (zur Prüfung der eigenen Sichtweise)

  • Risikobereitschaft

  • Risikoeinschätzung

  • Stakeholder-Management

  • Kommunikation auf unterschiedlichsten Ebenen mit unterschiedlichsten Menschen

  • Unternehmerisches Denken und Handeln

  • Visionäres, innovatives Denken und Handeln

  • Vereinbarung von unternehmens-, mitarbeiter- und kundenorientiertem Handeln


Du siehst also, die Anforderungen an eine Führungskraft sind immens hoch. Aber keine Sorge, es ist a) noch kein Meister vom Himmel gefallen und b) kommt es immer auf deine Stärken, dein Vertrauen in dich selbst und auf die Zusammensetzung des Teams an.


Damit du mit den vielen Anforderungen umgehen kannst rate ich dir generell eine transparente Kommunikation aufzubauen, Feedback einzufordern und dich mit anderen Führungskräften (intern / extern) zu vernetzen.

Hier möchte ich dir aber noch ein paar kurze Tipps für den Alltag mitgeben:

(Credit: Stefanie Saß)

1. Starte mit Selbstreflexion

Reflektiere Dich selbst: Was sind Deine Stärken/Schwächen als Führungskraft und für welche Werte stehst Du? Welche Vision von Dir selbst möchtest Du als Führungskraft leben?

  • Hack #1: Überlege, welche anderen Führungskräfte Dir im Laufe Deiner Karriere positiv oder negativ in Erinnerung geblieben sind. Was möchtest Du von diesen übernehmen oder was möchtest Du auf jeden Fall anders machen? Notiere Dir die Antworten zur anschließenden Umsetzung.

2. Plane im Voraus

Je besser Deine Vorbereitung ist, desto sicherer fühlen wir uns. Überlege Dir bereits vor Deinem Start, wie der erste Tag, die erste Woche und der erste Monat aussehen soll.

  • Hack #2: Wie soll Deine Vorstellung im Team erfolgen? Wann und wie wirst Du erste one-on-one Gespräche ansetzen? Wann wird es einen Teamworkshop geben?

3. Sei empathisch

Versetze Dich gedanklich in die Lage deines Teams. Stelle Dir folgende Fragen: Was sind die Stärken Deines Teams? Vor welchen Herausforderungen stehen die Teammitglieder - einzeln und auch als Team?

  • Hack #3: Klingt vielleicht etwas unkonventionell, aber probiere es im ersten Schritt mal mit einer „Pflanzanleitung“ für jedes Teammitglied. Kennst Du die Pflanzanleitungen aus Karton, die in vielen Blumentöpfen stecken und Hinweise zur Pflege geben? Die Idee der „Pflanzanleitung“ lässt sich in abgewandelter Form auch auf Deine Mitarbeiter*innen übertragen: Schreibe dir für jede*n Mitarbeiter*in vier Punkte auf, wie er/sie behandelt werden möchte, um optimal zu „gedeihen“. Diese vier Punkte kannst Du idealerweise zusammen im Vier-Augen-Gespräch oder im Team zusammen besprechen. Zum Beispiel: Frau M. freut sich über stetiges Feedback; sie benötigt viel Transparenz; sie möchte die ersten 30 Minuten am Tag in Ruhe ihre Emails checken und sie braucht grundsätzlich Harmonie im Team. Schreibe auch für Dich selbst eine „Pflegeanleitung“ und teile sie mit dem Team.

4. Bewerte den gesamten Unternehmenskontext

In Deiner Führungsposition ist nicht nur Dein eigener Erfolg entscheidend, sondern auch die Performance des gesamten Teams. Analysiere den gesamten Unternehmenskontext: Wie ist die Geschäftslage generell? Vor welchen Chancen und Risiken steht das Unternehmen?

  • Hack #4: Notiere Dir Deine Antworten auf diese Fragen und trete in den Dialog dazu mit allen Beteiligten (deinem eigenen Chef, Kunden, Lieferanten und Deinen Kollegen auf gleicher Stufe). So zeigst Du, dass Du strategisch agierst und den gesamten Unternehmenserfolg stets im Blick hast.

5. Eigene Leistung versus Gesamtleistung

In Deiner neuen Rolle wird es nicht mehr nur um Deine eigene Leistung, sondern um die Gesamtleistung des Teams gehen. Dein Team zu beeinflussen erweist sich meistens als weit schwieriger als nur die eigenen Leistungen zu beeinflussen.

  • Hack #5: Ab sofort geht es nicht mehr um Dich und Deine Leistung, sondern um Dein Team und Eure Gesamtleistung - das ist der neue Maßstab des Erfolgs.

6. Mikromanagement versus Verantwortung abgeben

Junge Führungskräfte verlieren sich oftmals im Mikromanagement, da sie Angst vor Kontrollverlust haben. Je mehr sie sich jedoch in fachliche Bereiche ihrer Mitarbeiter*innen einmischen, desto mehr empfinden dies die Mitarbeiter*innen als Misstrauen, was sich negativ auf ihr Engagement auswirken kann.

  • Hack #6: Verliere Dich nicht im Mikromanagement und lerne Verantwortung abzugeben.

7. Gute Beziehungen zu einzelnen Personen versus gute Beziehung zum ganzen Team

Wenn Du ganz neu in Deiner Rolle als Führungskraft bist, kann es sein, dass Du dich auf gute Beziehungen zu einzelnen Mitarbeitern verlässt. Du hast jedoch die Verantwortung für das gesamte Team!

  • Hack #7: Bemühe Dich um ein motivierende Teamkultur und eine gute Teamleistung - konzentriere Dich nicht nur auf einzelne Personen.

8. Führen heißt auch Fehler machen

Es ist ganz normal, in einer neuen Rolle als Führungskraft auch Fehler zu machen. Dies ist kein Vergnügen, da die bisherige berufliche Identität in Frage gestellt wird und das eigene Selbstbild angegriffen wird.

  • Hack #8: Es ist nicht automatisch persönliches Unvermögen, wenn Du Fehler in Deiner ersten Führungsposition machst. Bespreche Dich mit erfahrenen Mentoren*innen, die Dir helfen, Dich in Deiner ersten Führungsrolle zurechtzufinden. Suche Dir idealweise eine*n Mentor*in, der/die fachlich etwas anderes macht. So könnt ihr Euch auf den Ausbau Deiner Führungsqualitäten konzentrieren und driftet nicht so schnell in den fachlichen Bereich ab.

Abschluss

Ich hoffe mit diesem Blogbeitrag einen Mehrwert für dich zu generieren. Führung bedeutet vor allem, für das Team die Verantwortung zu übernehmen. Sehe es als Geschenk, dass du nicht nur tolle Ergebnisse erzielen kannst, sondern auch einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung deines Team hast. Gleichzeitig steuerst du direkt die Karriere der Kollegen und Kolleginnen und unterstützt das Team bei dessen persönlichem und unternehmerischem Wachstum!


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