Situatives Führen: Der Schlüssel zur erfolgreichen Mitarbeiterführung
- Jens Walter

- 3. Juli 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Nov. 2023
Vermutlich kennst du bereits die wichtige Erkenntnis: Es gibt keinen idealen Führungsstil. Jede Situation erfordert ein flexibles Vorgehen. Und genau darum geht es beim situativen Führen - die Fähigkeit, Dein Führungsverhalten an die spezifischen Bedürfnisse, Aufgaben und Entwicklungsstände Deiner Mitarbeitenden anzupassen. Mit diesem Blogbeitrag möchte ich dir mehr über das situative Führen erklären und aufzeigen, warum es kein Hexenwerk ist aber du definitiv Dein Team gut kennen solltest. Denn situatives Führen funktioniert nur dann, wenn Du Dein Team richtig einschätzen kannst.

Den idealen Führungsstil gibt es nicht. So lautet eine zentrale Botschaft von Paul Hersey - Mitbegründer des Situativen Führens. Eine weitere Kernbotschaft des «Erfinders» des Situativen Führens ist: Führungskräfte sind umso erfolgreicher, je flexibler sie im Betriebsalltag agieren. Mal gilt es, abhängig von der jeweiligen Aufgabe und Situation sowie vom jeweiligen Gegenüber, Mitarbeiter zu loben, mal zu korrigieren. Mal ist ein Unterstützen beim Erfüllen der Aufgabe richtig, mal muss die Führungskraft sich bewusst zurücknehmen.
Im betrieblichen Alltag reduziert sich Führung oft auf ein Anweisungen- und Feedback-geben. Auf der Strecke bleibt der Entwicklungsgedanke, der mit dem Situativen Führen verbunden ist. Eine Ursache hierfür ist: Manche Führungskraft fühlt sich von den zahlreichen Aufgaben überfordert, die auf ihren Schultern lasten. Deshalb fokussiert sich ihre Aufmerksamkeit auf die dringliche Tagesarbeit. Doch Vorsicht! Damit beginnt ein Teufelskreislauf. Wenn Führungskräfte ihre Mitarbeitende nicht fördern und entwickeln, können sie ihnen auch nicht mit der Zeit mehr und komplexere Aufgaben übertragen. Also steigt sukzessiv ihre eigene Belastung. Denn im Betriebsalltag werden sie permanent mit neuen Herausforderungen konfrontiert – zum Beispiel, weil Kunden neue Wünsche und Anforderungen formulieren. Oder weil neue Technologien neue Problemlösungen ermöglichen.
Bevor wir jedoch die situativen Führungsstile anschauen, möchte ich dir das Modell als Ganzes aufzeigen:

Was bringt mir das Modell als Führungskraft?
Der erste Schritt beim situativen Führen besteht darin, den Entwicklungsstand Deiner Mitarbeitenden zu erkennen. Hersey unterscheidet hierbei vier Stufen der Selbstständigkeit (Performance Readiness®):
Selbstständigkeitsgrad R1: Dein Teammitglied ist noch nicht in der Lage und auch nicht bereit, eine neue Aufgabe anzugehen. Es fehlt sowohl das nötige Wissen als auch die Motivation.
Selbstständigkeitsgrad R2: Dein Mitarbeitender ist bereit, die Aufgabe anzugehen, aber es mangelt noch an den erforderlichen Fähigkeiten und Kompetenzen.
Selbstständigkeitsgrad R3: Dein Teammitglied verfügt bereits über das nötige Wissen und Können, ist jedoch unsicher oder zögert noch bei der Umsetzung.
Selbstständigkeitsgrad R4: Dein Mitarbeitender hat sowohl das notwendige Know-how als auch die Motivation, die Aufgabe eigenständig zu erfüllen.
Deinen Führungsstil anpassen:
Beim Führungsverhalten lassen sich zwei Grundkategorien unterscheiden: ein aufgabenorientiertes und ein beziehungsorientiertes Verhalten.
Das aufgabenorientierte Verhalten konzentriert sich darauf, wann und wie etwas getan werden sollte, und die Führungskraft gibt ein Feedback über das Ergebnis. Das Ziel eines solchen Führungsverhaltens ist es, die Kompetenz anderer Menschen zu entwickeln.
Das beziehungsorientierte Verhalten zielt auf die Eigeninitiative von Menschen und ihre Einstellung zu einer Aufgabe ab. Beispiele für ein beziehungsorientiertes, unterstützendes Verhalten sind Loben, Zuhören und Ermutigen. Entscheidend ist hier, das Einbeziehen der anderen Person in das Lösen des Problems. Ein beziehungsbezogenes Führungsverhalten baut die Selbstverpflichtung der Mitarbeitenden aus.
Der zweite Schritt besteht also darin, Dein Führungsverhalten an den jeweiligen Entwicklungsstand anzupassen. Dafür stehen Dir vier verschiedene Führungsstile zur Verfügung:
Stil 1 - Anweisen: Bei Mitarbeitenden auf R1, die noch am Anfang stehen, ist es wichtig, klare Anweisungen zu geben und das Vorgehen eng zu überwachen. Gib ihnen genaue Anleitungen und zeige ihnen, wie sie die Aufgabe bewältigen können.
Stil 2 - Überzeugen: Mitarbeitende auf R2 benötigen Unterstützung und Anleitung, um ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Erkläre Entscheidungen, lobe ihre Vorschläge (auch wenn sie teilweise noch nicht optimal sind) und gib ihnen genaue Anweisungen. Lasse sie jedoch auch Ideen zur Vorgehensweise einbringen.
Stil 3 - Partizipieren: Bei Mitarbeitenden auf R3 liegt der Fokus darauf, ihr Vertrauen und ihre Motivation zu stärken. Beteilige sie am Entscheidungsprozess und ermutige sie, eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen und Probleme selbstständig zu lösen.
Stil 4 - Delegieren: Mitarbeitende auf R4 sind bereits sehr kompetent und motiviert. In diesem Fall kannst Du ihnen die Aufgabe delegieren und ihnen die nötigen Ressourcen zur Verfügung stellen. Überwache jedoch weiterhin die Ergebnisse und stehe bei Bedarf als Unterstützung zur Verfügung.
Zusammenfassung:
Neben der Anpassung des Führungsstils ist es auch wichtig, den Entwicklungsgedanken zu fördern. Im hektischen Arbeitsalltag ist es leicht, sich auf die dringlichen Aufgaben zu konzentrieren und die langfristige Entwicklung der Mitarbeitenden zu vernachlässigen. Doch dies kann zu einem Teufelskreis führen. Wenn Du Deine Mitarbeitenden nicht aktiv förderst und entwickelst, können sie nicht wachsen und keine komplexeren Aufgaben übernehmen. Die Konsequenz: Deine eigene Belastung steigt weiter an.
Indem Du Deine Mitarbeitenden gezielt förderst, ermöglichst Du ihnen nicht nur persönliches Wachstum, sondern auch eine höhere Selbstständigkeit. Sie werden in der Lage sein, Entscheidungen eigenständig zu treffen, Probleme zu lösen und Verantwortung zu übernehmen. Das wiederum entlastet Dich als Führungskraft und schafft Raum für strategische Aufgaben.
Darüber hinaus führt das situative Führen zu einer positiven Unternehmenskultur. Indem Du auf die individuellen Bedürfnisse Deiner Mitarbeitenden eingehst, zeigst Du Wertschätzung und stärkst das Vertrauen. Das schafft ein motiviertes und engagiertes Team, das bereit ist, sein Bestes zu geben.
In einer sich ständig verändernden Geschäftswelt ist das situative Führen unerlässlich. Kundenanforderungen ändern sich, neue Technologien kommen auf den Markt und das Unternehmen muss agil und flexibel bleiben. Indem Du Dein Führungsverhalten an die jeweilige Situation und den Entwicklungsstand Deiner Mitarbeitenden anpasst, legst Du den Grundstein für nachhaltigen Erfolg.
Abschluss
Ich hoffe mit diesem Beitrag einen Mehrwert für dich geschaffen zu haben. Sei flexibel, achte auf die individuellen Bedürfnisse Deiner Mitarbeitenden und setze das situative Führen gezielt ein. Du wirst sehen, wie sich die Leistungsfähigkeit Deines Teams steigert und Dein Unternehmen erfolgreicher wird. Indem Du Deine Mitarbeitenden unterstützt und befähigst, kannst Du eine dynamische und wettbewerbsfähige Organisation aufbauen, die den Herausforderungen der Zukunft gewachsen ist. Lasse uns gemeinsam eine Kultur der persönlichen Entwicklung und des Wachstums schaffen - zum Wohl Deiner Mitarbeitenden und des gesamten Unternehmens.

